Schinken schneiden


In unserer Gegend gibt es augenscheinlich eine Tradition:
Wurst und Schinken wird hier schon geschnitten verkauft. Gerne dürfen die Scheiben auch mal etwas länger liegen und antrocknen, am Rand leicht wellig werden. Irgendwie scheint da jemand den Begriff luftgetrocknet falsch zu verstehen...
Und ich meine noch nicht einmal dieses abgepackte, verschweisste Lebensmittelimitat, das in zu vielen Läden herumliegt, sondern die Ware, die auch bei besseren Fleischern oder Lebensmittelhändlern angeboten wird.
In anderen Ländern, achwas schon in anderen Gegenden Deutschland und sogar beim italienischen Anbieter um die Ecke wird gezeigt, wie es richtig geht: Erst wenn ich etwas bestelle, wird die Ware frisch aufgeschnitten. Natürlich dauert das aufschneiden länger, so ca. 30-40 Sekunden des kostbaren Lebens gehen dabei schon drauf. In dieser Zeit kann ich mich aber mit dem Menschen hinter der Theke unterhalten und erfahre mit etwas Glück auch noch etwas über das Produkt. Oder halt interessante Neuigkeiten über Gott und die Welt. (Ja, auch in Osnabrück gibt es positive Ausnahmen!)

Jedenfalls, eine Schneidemaschine fehlte noch in unserer Spielzeugsammlung, da musste ich endlich handeln. Aber nicht so ein preiswerter Schrott aus Plastik, mit Messer das eher reisst als schneidet sollte es sein, sondern eine echte, klassische Aufschnittmaschine, Edelstahl, Aluminium, gerne auch gebraucht...

Berkel Typenschild

Also bei ebay die Augen aufhalten und zuschnappen. Viele schöne Bizerba gibt es da, die mir gefallen hätten. Und auch einige von Berkel, die ähnlich sein sollten. Und tatsächlich, schon einige Tage später habe ich eine schicke Maschine ersteigert. Nur selber abholen müsste ich sie, im rheinischen, aber kein Problem, da machen wir doch einen kleinen Abstecher nach Köln, bisschen bummeln, beim vielleicht besten Buchhändler für Koch- und andere kulinarische Bücher vorbeischauen - und selbstverständlich auch mindestens ein Buch kaufen - und natürlich ein wenig essen.
Dieses Mal hat es uns ins Englers verschlagen. Außen lediglich eine Weinkarte mit uns durchaus bekannten Namen zu annehmbaren Preisen, innen erwartet uns dann ein dezent eingerichtetets kleines Restaurant mit mediterran-italienischem Schwerpunkt. Sehr gut: Keine feste Speisekarte sondern nur Tagesgerichte auf handgeschriebenen Tafeln an der Wand. Ist natürlich die Frage, ob die Gerichte wirklich oft wechseln, aber das Prinzip mag ich einfach.
 
Wir wählen dann einmal Lamm und einmal gegrillten Oktopus auf Salat. Eigentlich eine Vorspeise, aber der Service bietet von selber an, das ganze als größere Portion zu servieren. Immer her damit! Dazu einen Weißburgunder von Tesch und einen Spätburgunder von Salwey. Was soll ich sagen, das Lamm innen rosa, zart, feiner Geschmack, der Oktopus aussen knusprig durchs Grillen, innen saftig, kein bisschen zäh, sondern weich, fein abgestimmt der Salat, wunderbar! Nicht das preiswerteste Essen, aber durchaus akzeptabel.

Gegrillter Oktopus links, Lamm rechts, leider mit Handykamera

Zum Nachtisch eben noch im Törtchen Törtchen vorbei schauen, ein kleiner Laden angefüllt mit den schönsten Sachen, die aus Schokolade und Zucker hergestellt werden können. Traumhafte Eclairs, Macerons, Pralinen....Kurz, fehlende Kalorien werden hier aufs angenehmste angeboten.

Tja, und dann konnten wir etwas über die Dörfer fahren, um endlich die Berkel abzuholen, mitten in hügeliger Landschaft bei einem recht jungen Jäger. Aber warum hat mir eigentlich keiner gesagt, dass die Berkel 834 wirklich GROSS ist? Und SCHWER! Irgendwo zwischen 40 und 50 Kilo wiegt das Ding, Grundfläche 60x60 cm, wie soll die denn bei uns in die kleine Küche?

Egal, gekauft ist gekauft, kleiner Probelauf, funktioniert und ab ins Auto, getragen vom Verkäufer (ich weiß jetzt auch, warum ich auf den Hof fahren sollte, bei dem Gewicht).
Zu Hause allerdings musstedurfte ich sie dann selber schleppen, aus dem Carport rauf in den 2. Stock. Ziemlich unhandliche 40 Kilo!
Aber nach ein 1-2 Stunden säubern und schrauben strahlte die Maschine, die integrierte Schleifvorrichtung funktionierte wieder, die Laufschlitten glitt nach gründlicher Reinigung und neuem fetten leichtgängig und wartete auf Arbeit.

Berkel 834, unsere Aufschnittmaschine

Welch ein Glück, dass wir gerade einen wunderbaren halben Serranoschinken bei und im Haus haben. Hauchdünne Scheiben reinsten Glücks, dazu ein Glas Wein, etwas Brot... Investitionen die sich lohnen!

Serranoschinken, frisch geschnitten

Interessanter Nebeneffekt: Mit der Maschine ist es viel einfacher hauchdünne Scheiben zu schneiden als von Hand, tatsächlich halten Schinken und Würste viel länger. Bestimmt hat sich die Berkel schon in 1-2 Jahr amortisiert. Bestimmt.